Im Medienmagazin des rbb Inforradio vom 23.06.2019 äußerte sich der Landesvorsitzende der FDP Niedersachsen, Dr. Stefan Birkner, zu dem verkündeten Ende von DAB+ in Niedersachsen.
Demnach geht es der niedersächsischen FDP nicht um das Abschalten von DAB+ in Niedersachsen, sondern nur um einen Ausbau-Stopp und eine Ende der „Finanzierung mit öffentlichen Mitteln“. Gegenüber Moderator Jörg Wagner verkündete Birkner „An der bestehenden DAB+ Struktur wird sich erst einmal nichts ändern.“
Schlecht vorbereitet schien Birkner auf die Frage, warum die Haushaltsdurchdringung mit DAB+ Geräten in Bayern besser funktioniert, als in Niedersachsen:
„Soweit ich das in der Anhörung verstanden habe, gibt es in Bayern andere Mechanismen, wie man das fördert oder in die Bevölkerung bringt. So ganz genau kann ich Ihnen das aber auch nicht sagen. Ich kann nur sagen, dass für Niedersachsen und auch dem gesamten NDR-Bereich die Akzeptanz bei den Hörerinnen und Hörern nicht gegeben ist…“
Bayern übernimmt in Sachen DAB+ schon seit Jahren eine Vorreiterrolle, um den Hörfunk in der digitalen Welt zu stärken und zukunftsfähig zu machen. In einer Infrastrukturvereinbarung zwischen der Bayerische Landeszentrale für neue Medien, dem Bayerischen Rundfunk und der Bayern Digital Radio GmbH wurden Mitte 2017 Betrieb und Nutzung der DAB+ Netze neugestaltet und ausgebaut.
Ab dem nächsten Jahr ist Bayern das erste Bundesland, dass alle Radioprogramme auch über DAB+ verbreitet. Für die Förderung der technischen Infrastruktur wurden für den Hörfunk 2018 rund 1.900 T€ aus dem bayerischen Doppelhaushalt zur Verfügung gestellt. Bereits jetzt verfügt Bayern über ein gut ausgebautes DAB+ Netz mit einem umfangreichen Angebot von öffentlich-rechtlichen und privaten Radioprogrammen.
Die geringere Akzeptanz bei den Hörerinnen und Hörern in Niedersachsen ist hausgemacht: Zum einen ist das Angebot an Radioprogrammen geringer als in Bayern, weil die bislang nur über UKW verbreiteten Radiosender in Niedersachsen auf DAB+ fehlen. Zum anderen sind in Bayern neue Programme und Ableger etablierter Programme entstanden, die für mehr Vielfalt im Radio sorgen.
Ein weiteres Problem stellt das Sendernetz des Norddeutschen Rundfunks dar: Während der Bayerische Rundfunk die Vorteile von DAB+ nutzt und ein landesweites Gleichwellennetz (SFN) aufgebaut hat, nutzt der NDR für jeden Senderstandort einen anderen Kanal. Ein zusammenhängendes und weniger störanfälliges Sendegebiet kann so nicht erreicht werden.
Birkner vertritt im Interview die Auffassung, dass eine Regionalisierung von DAB+ Programmen nur durch die Verbreitung von mehreren Multiplexen möglich sei, was die Kosten gegenüber UKW in die Höhe treiben würde. Eine Regionalisierung sei aber notwendig, um die bestehenden UKW-Strukturen auch bei DAB+ abbilden zu können. Hier hätte die FDP-Landtagsfraktion einen Blick auf Sachsen-Anhalt und Berlin/Brandenburg werfen können. Mit der „dynamischen Rekonfiguration“ des Multiplexes lassen sich zeitweise regionale Beiträge und Werbung ausstrahlen. Die gemietete Bitrate wird dafür temporär aufgeteilt. Eine niedrige Bitrate fällt bei Sprache kaum ins Gewicht. Dies wird von den Programmen Radio Brocken und Radio SAW sowie bei Programmen vom Radio Berlin Brandenburg (rbb) erfolgreich praktiziert.
Die FDP in Niedersachsen muss sich also die Frage gefallen lassen, ob sie nicht zu wenig unternommen hat, um eine Akzeptanz von DAB+ bei den Niedersachsen zu erreichen. Ein Blick nach Bayern zeigt, wie es besser geht.