Digitalradio in Norwegen nach UKW-Abschaltung auf normalem Niveau

Das norwegische Radio vollzieht im Jahr 2017 den Wechsel von analoger auf digitale Technik. Die
Umstellung auf Digitalradio erfolgt regional. In der Verwaltungsprovinz Nordland, der ersten Region, in der die UKW-Sender abgeschaltet wurden, erreichen die Zuhörerzahlen derzeit die gleichen Werte wie 2016: im zweiten Quartal 2017 hörten 64,2 % der Einwohner Nordlands Radio, verglichen mit 64,8 % im zweiten Quartal 2016.

„Diese Zahlen können nicht anders interpretiert werden, als dass die Norweger starke Radio-Gewohnheiten haben. Die Nordlander nutzen nunmehr Digitalradios und sind damit im Zeitalter des digitalen Rundfunks angekommen. Dies entspricht den Prognosen von Kantar TNS vor der Abschaltung und stimmt mit dem überein, was wir im nächsten Jahr für das übrige Land erwarten“, sagt Ole Jørgen Torvmark, CEO von Digital Radio Norway, der Organisation, die die nationalen Sender NRK, MTG und Bauer Media vertritt.

Stabile Zahlen

Die Gesamt-Hörerzahlen für die norwegischen Radiosender ergeben, dass die Hörbeteiligung in dem Jahr, in dem die Ausstrahlung mit UKW-Frequenzen eingestellt wird, weiter höher ist als erwartet. Bisher hören in diesem Jahr 64,1 % aller Norweger täglich Radio, verglichen mit 67,1 % im Vorjahr.

„Dies sind eindrucksvolle Zahlen angesichts der größten Umstellung, die das norwegische Radio je
vollzogen hat. Vor dem Wechsel der Radiotechnik war man von einem zeitweiligen Rückgang der
Hörbeteiligung ausgegangen. Den Hörern sollte Zeit gegeben werden, sich umzustellen. Die Abnahme fiel jedoch geringer aus als von uns erwartet“, sagt Ole Jørgen Torvmark.

Nach der offiziellen Radioumfrage von Kantar TNS hören die Norweger täglich 81 Minuten Radio.

Zuwachs beim kommerziellen Radio

In den Regionen, in denen auf Digitalradio umgestellt wurde, zeigt sich die Hörbeteiligung stabil und auf
hohem Niveau. Kommerzielle Radioprogramme entwickeln sich in allen digitalisierten Regionen gut, und
das Lokalradio verzeichnet sowohl einen Rückgang als auch einen Anstieg in verschiedenen Gebieten.
Geringere Hörerzahlen verbucht dagegen das öffentlich-rechtliche Radio NRK.

„Beim UKW-Rundfunk entfielen drei von fünf landesweiten Kanälen auf NRK. Mit der Digitalisierung ist der Konkurrenzdruck gewachsen, was sich in den Zahlen widerspiegelt. NRK hat außerdem eine
Vorreiterposition eingenommen und seine UKW-Sender in vielen Regionen früher abgeschaltet als seine Mitbewerber. Der Trend wurde so erwartet und ist auch gewünscht. Durch das Angebot einer größeren Kanalauswahl machen wir das Radio auch für die Zukunft relevant, und ich bin zuversichtlich, dass NRK Radio in den kommenden Jahren den gleichen Stellenwert haben wird wie in der Vergangenheit“, sagt Jon Branæs, kommissarischer Hörfunkchef bei NRK.

Auch auf dem Werbemarkt haben die privaten Radioprogramme im zweiten Quartal deutliche Zuwächse
verzeichnet. Nach Angaben des Amts für Werbungs- und Medienstatistiken (IRM) wurden mit
Radiowerbung in diesem Jahr bisher 369 Mio. norwegische Kronen umgesetzt, was einem Plus von 1,4 % gegenüber dem ersten Quartal entspricht. Der Hörfunk ist einer der wenigen Werbekanäle in Norwegen, die Zuwächse verzeichnen. Auf dem Werbemarkt für Zeitungen, Fernsehen und Direktmarketing geht der Trend dagegen nach unten.

„Die Tatsache, dass der Umsatz im Privatradio-Bereich selbst im Jahr der UKW-Abschaltung derart solide ist, unterstreicht die Stärke des Hörfunks als Werbemedium und macht nicht zuletzt deutlich, wie gut die Digitalisierung des Radios abgelaufen ist“, kommentiert Kenneth Andresen, Hörfunkchef und CEO bei der P4 Group.

Wachstum bei den kleineren Kanälen

Die offiziell ermittelte Hörerschaft belegt ferner, dass die kleineren Kanäle gewachsen sind – auf Kosten
derjenigen Kanäle, die bisher das landesweite UKW-Programmangebot bildeten. Die bisherigen
Hauptkanäle schrumpfen, während die neuen Kanäle expandieren.

„Die Umstellung auf digitalen Hörfunk ändert die Hörgewohnheiten. Der neue Radiodienst besteht aus 30 landesweiten Kanälen, von denen 25 wegen der neuen DAB-Netzwerke zu öffentlichen Kanälen wurden. Inzwischen spielt sich nahezu ein Drittel des Radiohörens in diesen neuen Kanälen ab“, sagt Torvmark.

Am höchsten sind die Zuwachsraten bei den Kanälen NRK P1 +, P5 Hits und Radio Rock.

„Man erkennt deutlich, dass die Hörer bei der Umstellung vom UKW-Empfang auf Digitalradio mehr Zeit
den kleineren Kanälen widmen. Es ist erfreulich zu sehen, dass so viele Nischenkanäle eine
Daseinsberechtigung haben“, sagt Lasse Kokvik, Hörfunkchef und CEO bei Bauer Media.

DAB bei der Umstellung auf Digitalradio bevorzugt

Die am 15. September veröffentlichte Digitalradio-Umfrage zeigt, dass sich die Hörer beim Umstieg auf
digitales Radio vorrangig für DAB entschieden haben. 84 % aller Haushalte haben inzwischen eines oder
mehrere DAB-Radiogeräte, was einer Gesamtzahl von rund 4,75 Millionen DAB-Empfängern entspricht
(davon 1,25 Millionen in Autos).

„Wir beobachten seit Mai einen DAB-Zuwachs in Autos um rund 200.000 Radios, was eine gute
Entwicklung ist. Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass viele Menschen ihre Autos nach der Abschaltung
der UKW-Sender nachrüsten werden“, sagt Torvmark.

DAB wird täglich von 1,9 Millionen Menschen genutzt. Diese Zahl entspricht 72 % der Rundfunkhörer
insgesamt und ist bei weitem die größte der Radio-Plattformen. 24 % nutzen das Internet und 13 % das
Fernsehen zum Radiohören. Auf den UKW-Rundfunk entfallen heute 37 % der Hörer. Diese Zahlen
berücksichtigen das Radiohören auf verschiedenen Plattformen. Nach 2017 werden die norwegischen
Radiohörer die Programme nur noch digital empfangen.

Die Zahlen entstammen der PPM-Umfrage (Kalenderwochen 1 bis 35, 2017), der Cati-Erhebung (2. Quartal 2017) und dem Digital Radio Survey (KW 35 – 37), allesamt durchgeführt von Kantar TNS. Alle Umfragen sind auf radio.no zum Download verfügbar. Die wöchentlichen Hörerzahlen können unter http://www.tns-gallup.no/medier/radio/nasjonale-lyttertall-ppm/ abgerufen werden.

Quelle: radio.no